Szenario: Mangelware Strom ab 2023

  • Ausgelöst durch die kritische Netzsituation am 8. Jänner haben sich zahlreiche Medien mit dem Thema Strom <-> Zukunft auseinandergesetzt.


    Unter anderem auch Telepolis mit einem Interview mit dem Ressourcenfirscher Henrik Paulitz.


    Auf Basis dessen stellt sich jetzt die Frage: Was tun, wenn die darin geschilderten Folgen tatsächlich eintreten?

    Bzw, was tun, wenn man damit rechnet, dass das passiert?


    Ich kann jedem nur empfehlen, sich das Interview durchzulesen.


    Als kurze Zusammenfassung bzw. Rahmen des Szenarios, hier die wichtigsten Eckpfeiler:

    • Durch die Kombination von Atom- und Kohleausstieg in Deutschland wird die Versorgungslage instabil, da die verbleibende Kapazität der EE-Anlagen und der noch aktiven Gaskraftwerke zumindest in gewissen Phasen nicht ausreicht, um die Nachfrage zu decken.
    • Akkus können maximal kurzfristig zur Überbrückung dienen, sind aber keine Langzeitspeicher (welche aber bitter benötigt werden).
    • Verschärft wird die Situation durch zunehmende E-Mobilität, Decarbonisierung der Raumheizung und (angesichts der bevorstehenden Wahlen in D) fehlendem politischen Willen.
    • Das Problem wird ein gesamteuropäisches und bleibt nicht auf Deutschland beschränkt.
    • In der Folge kommt es nicht nur zu ungeplanten Blackouts, sondern auch zu geplanten Brownouts, wo kurzfristig (einige Stunden oder so) ganze Netzsegmente weggeschaltet werden.
    • Strom wird ein teures Gut. Ggf. entstehen Verteilungskämpfe (arm gegen reich). )1
    • Die Folgen wären weitreichend, ja desaströs. Wirtschaftlich, politisch und gesellschsftlich.


    Zitat

    1) Es zeichnet sich jetzt schon ab: In der künftigen "StromMangelWirtschaft" wird es ein Hauen und Stechen um jede Kilowattstunde geben.

    NICHT Gegenstand des Szenarios doll sein, was die Politik machen sollte, damit das nicht eintritt - weil ja das Szenario gerade darin besteht, dass diese Folgen eintreten.


    So, und jetzt los: Seid ihr darauf vorbereitet? Wenn ja: Wie? Und worauf genau?

    Wenn nein: Was würdet ihr unternehmen, um die Folgen für euch und eure Liebsten abzufedern?

    There is no such thing as too much backup!

  • So ein Szenario:

    Strom ist Mangelware, öfters unterbrochen und/oder sehr teuer, in Folge dessen ist die Versorung auch mit Lebensmitteln und anderen Gütern in vielerlei Hinsicht erschwert, unzuverlässig
    habe ich schon im Hinterkopf, und bereite mich darauf vor. Das erscheint mir auch wahrscheinlicher, egal in welcher Ausprägung, als ein kompletter dauerhafter Ausfall.

    Mein Ansatz ist, in möglichst vielen Bereichen Alternativen zum gewohnten Strombetrieb zu haben: Holzheizung, mehrere alternative Kochmöglichkeiten (Griller, Dreibein mit Topf, Gaskocher, evtl besorge ich mir noch einen alten Holzherd), Teppichkehrer statt Staubsauger, Handwaschmaschine, Handrasierer, Dänischer Teigrührer für Brotteig, mech. Küchenwaage, ...
    Keine Alternative habe ich für den Kühlschrank, außer Vorräte ohne Kühlbedarf anzulegen (deshalb klassischer Einwecktopf, der funktioniert auch auf Holzherd!). Also zumindest mehrere Stunden am Tag sollte Strom da sein ...
    Als nächsten Schritt denke ich noch über eine gewisse Eigenerzeugung von Strom nach: Powerstation mit Solarpanel, um einen gewissen Puffer zu haben.
    Aber Prio 1 hat für mich erst einmal den StromBEDARF zu minimieren.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Genau so eine Situation hat der Bund 2019 schon unter dem Namen "Helios" geübt: https://www.bmi.gv.at/news.aspx?id=65313033756D52655A43773D


    Dabei ist grundsätzlich vorgesehen, dass man stundenweise Strom zur Verfügung hat. Für komfortverwöhnte Mitteleuropäer ein ziemlicher Kulturschock, allgemein aber wesentlich einfacher zu stemmen als ein richtiges Blackout. Die kritische Infrastruktur wird in so einem Szenario aufrecht erhalten und Endkunden haben zumindest jeden Tag ein paar Stunden lang Strom.

    Eigene Vorbereitung: Wenn grade kein Strom vom Netz da ist, aber dringend welcher benötigt wird, werfe ich das Aggregat an.

  • Jongleur Mit einrm dänischen Handrührer wirst du beim Kneten von Brotteig nicht weit kommen.


    Als Alternative sind da ein Weitling, eine Arbeitsplatte oder ein Nudelbrett) und saubere Hände eher zu empfehlen. ;-)

    I expect chocolate for breakfast. If you don’t feel sick by mid-morning you’re not doing it right.

  • Imperatrix Doch, doch, das geht schon.
    Ist aber sicher nicht die wichtigste meiner Anschaffungen ;-) , sondern steht beispielhaft für die kleinen Dinge im Haushalt, bei denen man sich normalerweise auf einen stromversorgten Helfer verlässt.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • In der Folge kommt es nicht nur zu ungeplanten Blackouts, sondern auch zu geplanten Brownouts, wo kurzfristig (einige Stunden oder so) ganze Netzsegmente weggeschaltet werden.
    Wen nein: Was würdet ihr unternehmen, um die Folgen für euch und eure Liebsten abzufedern?

    Da steht der Holzbadeofen an, in dem Wasser für die KurbelWaschmaschine heiß gemacht wird, an die dann der Akku Schrauber angeklemmt wird. Rechts links und vollgas für schleudern.

    Für den Sommer der Gaskühlschrank, den sollte man eigentlich auch für Solar umrüsten können?

    Überhaupt Solar, wenn man überlegt was alles möglich wäre, da könnte ein perfekt gebratenes Steak ja kein Problem sein?


    Steak? Jetzt bin ich aufgewacht und werde einmal den Yeti oder vergleichbares, gibt es das überhaupt? bestellen.


    An den Brownout wird man sich wahrscheinlich gewöhnen können, denk ich mal.

    Irgendwann kaufe ich bei Amazon

  • Ich bin gerade dabei mir einen lokalen Strompuffer aufzubauen, den würde ich eigentlich gerne mit Solar betreiben, er kann aber auch über die Steckdose aufgeladen werden um als echter Zwischenspeicher zu dienen.

    Stufe 1) 1 x 12 V 100 Ah LiFePo4 => 1.2 KWh

    Stufe 2) 1 x 48 V 280 Ah LiFePo4 => 13.4 KWh

    Stufe 3) ??? Vermutlich 1 x 48 V 560 Ah oder größer


    Da so ein Zwischenspeicher natürlich Verluste hat würde ich auch versuchen meinen Verbrauch auf den verfügbaren Strom abzustimmen - so das geht.

    Wäsche waschen, Staub saugen, usw kann man ja auch früher oder später machen.

    Und falls ich irgendwann ein Haus besitze wäre ein HotTub (manchmal auch HotPot genannt) mein Plan, da könnte ich mich und die Wäsche säubern.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Es wird ja schon durchgesickert sein, dass ich mit Technik nicht allzu viel am Hut habe.

    Noch bevor ich mich mit "preppen" befasste hat mich in Verbindung mit Ahnenforschung das Leben unserer Altvorderen interessiert.

    Und von den am Land lebenden Vorfahren kann man sich dabei schon einiges abschauen.

    Leider nicht im gleichen Ausmaß ist dies von den in Städten wohnenden Menschen möglich.


    Mir macht es Spaß die eine oder andere Lebenssituation meiner Vorfahren nachzuspielen und bin davon überzeugt, dass uns (meine Frau u. mich) eventueller Strommangel nicht kratzt.


    PS

    Auto, Waschmaschine, Fernseher usw. haben und benützen wir aber schon.

  • Mir macht es Spaß die eine oder andere Lebenssituation meiner Vorfahren nachzuspielen und bin davon überzeugt, dass uns (meine Frau u. mich) eventueller Strommangel nicht kratzt.


    PS

    Auto, Waschmaschine, Fernseher usw. haben und benützen wir aber schon.

    Ich denke mal, eh jeder nutzt gerne den Strom, wenn er denn zuverlässig und (preiswert) aus der Steckdose kommt. Und das Internet. Und den Pkw.
    Mein Szenario sieht auch vor, dass das alles in jedem Falle auch langfristig zur Verfügung steht, aber nicht mehr so gewohnt zuverlässig und preiswert, sondern als Luxus.
    Und da versetze ich mich weniger in eine Situation 1820 sondern eher ins Jahr 1920: Strom, Telefon, Auto gibt es, aber es sind Luxusartikel.

    Mit der aktuellen EVN-Rechnung kam übrigens gerade ein Dämpfer: wieder ist unser Stromverbrauch um fast 10% gestiegen ;(.
    Naja, ich erklär es mir mal mit Lockdown, Homeoffice, Homeschooling und einem immer mehr Strom verbrauchenden Jugendlichen.8)

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Ich hab' mir heute gerade durchgerechnet (Vergleich Lastprofil von Mitte März 2020 bis heute vs. selber Zeitraum ein Jahr davor: +20%: Es wird mehr gekocht, ich muss einen zusätzlichen Raum heizen (Wärmepumpe), und eben Monitor und Notebook wollen auch mit Elektronen versorgt werden...


    Aber zum Thema: Ich hab' ja das Glück, mein Haus heizen zu können. Für Elektronik steht eine 2kWh USV zur Verfügung, und Beleuchtung und Kühl/Gefriergeräte kann ich mit dem Honda (EU22i) zumindest stundenweise betreiben. Benzin für ca. 48h bei Volllast ist vorhanden. Zusätzlich aber auch noch zwei 95Ah-Batterien, die mittels PV-Panel wieder geladen werden können.

    Kochen kann ich mit mehreren Gaskochern (Hockerkocher, Campingkocher, Gasgrill + Kochfeld), mehrere Gasflaschen stehen befüllt in der Garage und warten auf ihren Einsatz.

    Transport kann mit den Autos (sowie ca. 200l eingelagertem Diesel) für eine gewisse Zeit sichergestellt werden.

    Trinkwasser kann ich von den Nachbarn bekommen (die haben einen gegrabenen Brunnen), für Brauchwasser hab' ich selber einen Brunnen, der Oberflächenwasser liefert.

    Zusätzlich habe ich noch zig Kisten Mineralwasser und Nahrungsreserven für mehrere Wochen eingelagert.


    Solange es also keine ABC-Verseuchung gibt, sehe ich daheim einem Blackout vergleichsweise gelassen entgegen...

    There is no such thing as too much backup!

  • Brownout hab ich kein Problem. Meine Hardware sollte dann vielleicht eine USV bekommen. Aber was wichtiges hängt da jetzt nicht dran.

    kochen, licht, heizung ist alles schon redundant und stromlos ausgeführt.



    Und ich geh davon aus, deshalb haben die Smartmeter jetzt alle Fernabschaltung inkludiert. So kann man lasten einfach aus der distanz dazu oder wegknipsen.


    Ich geh mal davon aus, bei einem Brownout gibts 12/12 On-Off Modelle. Oder bei Stromabschaltung 6 von 24 Stunden pro Tag, wär das auch kein Problem.


    In der Arbeit natürlich sehr wohl. Da laufen Prozesse über Tage und Wochen, benötigen überwachung, Prozessmessungen, etc... Die Produktion würde wohl stillgelegt werden müssen. Welche Verbraucher in der Wirtschaft würden zu 100% versorgt werden? Welche würden zeitlich eingeschränkt arbeiten?


    Supermärkte werden ein problem haben.

  • Wie gesagt, wird das ein gesamtgesellschaftliches Problem: Viele Industriezweige sind auf kontinuierliche Prozesse angewiesen. Wenn jetzt zB regelmäßig nachts der Strom abgeschaltet wird (weil PV nichts liefert und der Wind gerade partout nicht wehen will), wird das der Tod vieler Industrien sein. Jeder Industriearbeitsplatz sichert angeblich sechs weitere Arbeitsplätze ab...

    There is no such thing as too much backup!

  • So, und jetzt los: Seid ihr darauf vorbereitet? Wenn ja: Wie? Und worauf genau?

    Wenn nein: Was würdet ihr unternehmen, um die Folgen für euch und eure Liebsten abzufedern?

    solange das nur ein Stundenweises Abschalten wäre, könnte man sich damit arrangieren.

    Wer hätte vor einem Jahr gedacht das wir mit Ausgangssperre und ähnlichen zurecht kommen müssen.


    Trotzdem läuft es auch bei uns darauf hinaus das wir 2023 die PV umbauen, Eigenverbrauch, Inselbetrieb.

    Mal sehen wie es sich bis dahin entwickelt und auf was sich meine Männer einlassen.

  • Mir macht es Spaß die eine oder andere Lebenssituation meiner Vorfahren nachzuspielen und bin davon überzeugt, dass uns (meine Frau u. mich) eventueller Strommangel nicht kratzt.

    Mich kratzt Strommangel schon.

    Einfach deshalb, weil ich diesen Luxus liebe und nur ungern hergebe.


    Wir haben die Möglichkeit, mit Holz/Kohle zu heizen, auf dem kleinen Kaminofen warmes Essen oder etwas Heißwasser zuzubereiten, auch draußen grillen wäre möglich (nicht gerade jetzt bei tagsüber -10°C), und einen kleinen Räucherofen haben wir auch.

    Aber es ist und bleibt umständlich, mit diesen Dingen dauerhaft zurecht kommen zu müssen.


    Wir denken zwar auch über Photovoltaik oder ähnliches nach, aber 1. fehlt uns das nötige Kleingeld dafür, 2. glaube ich nicht, dass wir hier noch allzu lange wohnen werden (also ob sich eine große Investition für uns hier wirklich noch lohnen würde).

    Wir wissen gerade so gar nicht, wo unsere Reise hingehen soll.

  • Carola Ähnliche Situation. Vor allem der eventuelle Umzug in 3 oder 4 oder 5 Jahren ...
    Daher gehen meine Gedanken: im Fall der Fälle möglichst keinen Strom benötigen, und als Puffer für die "Brownouts" einen Powerstation mit Solarpanel: Kann man leicht abbauen und mitnehmen.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Wie gesagt, wird das ein gesamtgesellschaftliches Problem: Viele Industriezweige sind auf kontinuierliche Prozesse angewiesen. Wenn jetzt zB regelmäßig nachts der Strom abgeschaltet wird (weil PV nichts liefert und der Wind gerade partout nicht wehen will), wird das der Tod vieler Industrien sein. Jeder Industriearbeitsplatz sichert angeblich sechs weitere Arbeitsplätze ab...

    Genau dieses. Das massive Problem mit unzuverlässiger Energieversorgung sind nicht so sehr die einzelnen "normalen" Haushalte (und natürlich erst recht nicht "Prepper-Haushalte"), sondern die öffentliche Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Verkehr, Industrie, Handel etc. -- das ist uns aber eh allen klar und wirklich was daran ändern können wir auch nicht, aber ich mach es mir immer wieder bewusst, um nicht in eine gewisse Sorglosigkeit abzudriften, sondern für die Gefahren wach zu bleiben, die meinem näheren Umfeld im Fall von Blackout oder intensiveren Brownouts drohen.

  • Wenn jeder sich darauf einstellt, sollte doch die Stromverknappung kein Problem sein. Mittlerweile sinkt sogar der Haushaltsstromverbrauch bei uns Zuhause dank immer mehr stromsparende Gerätschaften. Die gibt es mittlerweile. Ohne Verzicht auf Comfort!

    Stromspargeräte:

    Bei einem Black-out nützen sie halt (fast) nichts. Wenn jeder sich bei einer Neuanschaffung ein bisschen daran halten würde die Energielabel zu beachten und weniger auf den Preis zu schauen, könnte man Black-outs eventuell verhindern!